#burnout – in der Mutterrolle verloren am Rande der körperlichen Grenzen

Hallo ihr Lieben,

dies ist die Geschichte von Susanne.

Susanne ist Akademikerin. Eine gute Ausbildung war ihr schon immer wichtig und sie hat auch wirklich viel dafür getan die Uni abzuschließen. Sie ist ein Allroundtalent. Eine lustige Person. Die Menschen sind immer gern in ihrer Nähe und auch in ihrem Freundeskreis ist sie der Mittelpunkt jedes Treffens.

Susanne ist 30 Jahre alt, glücklich verheiratet und hat 3 Kinder. 2 Jungs und ein Mädchen. Lange hat sie sich gewünscht schwanger zu werden und als sie endlich Mama geworden ist, ist ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen. Der von der eigenen Familie.

Susanne hat sich fest vorgenommen die beste Version von sich selbst zu sein. Sie ist nun Vollzeitmama und verzichtet auf einen bezahlten Job, denn die Zeit die sie hat verbringt sie viel lieber mit ihren Kindern. Sie hat doch keine Kinder bekommen, um sie dann wieder aufzuschieben! Nein, sie ist Mama und das mit ganzem Einsatz. Körperlich, Psychisch & Emotional.

Sie will immer für ihre Kinder da sein. Ihre Kinder sind ihre höchste Priorität. Sie kann es nicht leiden, wenn ihre Kinder weinen, deswegen versucht sie es ihnen immer Recht zu machen. Sie redet viel mit ihnen, bringt ihnen viel bei, fördert sie wo sie nur kann und verschlingt einen Erziehungsratgeber nach dem anderen. Ihr ist es wichtig, dass die Kinder sie als Freundin sehen und sie auch in den Augen der Kinder die beste Mama ist.

Der perfekte Haushalt ist ihr sehr wichtig. Schließlich will sie jederzeit vorbereitet sein, sollte unerwartet Besuch vorbeikommen. Sie hat sich fest vorgenommen. Tagsüber ist sie die perfekte Hausfrau und Mutter, Abends ist sie die perfekte Frau für ihren Mann. Dieser erwartet sich auch jeden Tag eine warme Mahlzeit, wenn die Frau nach Hause kommt. Sie ist schließlich den ganzen Tag zu Hause und hat ja eh nix besseres zu tun. Das bisschen Haushalt, die wenige Wäsche sollte doch in Nu gemacht sein. Ein warmes Essen jeden Tag ist da doch das Mindeste, das die Frau ohne Einkommen machen kann.

Susanne macht es nichts aus. Sie macht es gerne. Schließlich hat ihr Mann den ganzen Tag hart im Büro gearbeitet und hat sich seinen Feierabend wohl verdient. Da könnte sie doch jetzt nicht von ihm erwarten die Küche sauber zu machen oder die Kinder schlafen zu legen! Wann soll er sich dann noch entspannen? Er bringt ja schließlich das Geld nach Hause.

Susanne legt jetzt die Kinder schlafen. Diese wollen jeden Abend nur von ihr schlafen gelegt werden und sie darf auch nicht das Zimmer verlassen, bis alle drei Kinder eingeschlafen sind. Nachdem das dann erledigt ist muss sie jetzt noch ein paar Sachen im Haushalt fertig machen und die Brote für morgen früh schmieren, damit die Kinder Morgens mehr Zeit haben.

Susanne ist die perfekte Frau. Von ihren Kindern geliebt, von ihrem Mann verehrt, ihre Freunde sagen sie hat alles.

Was aber keiner weiß ist, dass Susanne an die Grenzen ihrer körperlichen und psychischen Kräfte angekommen ist. Sie selber kann es nach außen hin nicht zeigen, denn dann müsste sie zugeben, dass sie überfordert ist. Das will sie nicht. Sie mag die perfekte Scheinwelt, die sie um sich herum aufgebaut hat. Sie mag es, dass die Menschen denken sie hat ein perfektes Leben. Deswegen versucht sie diese Fassade auch mit allen Kräften aufrecht zu halten.

 

mama_trendmum_burnout

 

Keiner weiß, dass sie oft ausrastet und die Kinder aus Verzweiflung anschreit. Sie weiß oft nicht weiter. Es macht sie fertig, dass die Kleine ständig weint und sie hätte gerne viel mehr Zeit für sich allein. Leider hat sie keinen, der ihr öfter unter die Hände greifen könnte und selber danach fragen will sie nicht. Denn dann müsste sie sich eingestehen, dass sie es alleine nicht mehr schafft.

Keiner weiß, dass Susanne Abends manchmal weint. Sie weiß selber nicht warum. Aber sie fühlt, dass der Druck von ihr abfällt, wenn sie es einfach mal herauslässt.

Oft kann sie auch nicht einschlafen. Total übermüdet und kraftlos liegt sie im Bett, schafft es aber nicht einzuschlafen. Und sobald sie um 02:00 endlich eingeschlafen ist schreit ein Kind, dass es auf die Toilette muss und es alleine nicht schafft. Zurück im Bett schafft sie es um 03:00 die Augen wieder zuzumachen und wird wie jeden Tag pünktlich um 05:30 von ihren Kindern geweckt.

Susanne kann mit niemanden darüber reden. Sie hat das Gefühl, dass sie sich zum Einem etwas eingestehen müsste und zum Anderen wüsste sie auch gar nicht, wem sie das Ganze erzählen sollte. Sie glaubt nicht, dass sie irgendwer verstehen würde.

Das ist das momentane Leben von Susanne.

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Ihr Lieben,

ich schreibe euch diese „frei erfundene“ Geschichte aus einem ganz bestimmten Grund.

Susanne verkörpert in diesem Artikel die Summe der Probleme, mit denen sich die viele der Mütter, mit denen ich in den letzten Monaten gesprochen habe und die ich selbst auch beobachten konnte, auseinandersetzen müssen. Ich kenne diese Personen. Dabei ist dies nicht unbedingt die Geschichte einer bestimmten Person, sondern habe hier einige Dinge zusammengefasst. So kann mich sich vielleicht an nur ein oder anderer Stelle wiederfinden.

Ihr glaubt das ist erfunden? Übertrieben? Leider NEIN.

 

Habt ihr euch in einigen dieser Punkte wiedergefunden? Dann würde ich dich wirklich aus Herzem bitten schleunigst etwas daran zu ändern! Lasst es nicht so weit kommen, dass der Punkt der Verzweiflung zu einem Dauerzustand wird.

Deswegen möchte hier auch noch einige Punkte anbringen, die ich wichtig sind, wie ich finde um sich als Frau in der Mutterrolle nicht komplett zu verlieren und sich selbst aufzugeben:

  • Jede Frau braucht Zeit für sich selber. Sie braucht einen Platz, der nur ihr gehört. Marki fragt mich manchmal: Mama, wo ist denn dein Zimmer? Und ich erkläre ihm dass ich kein Zimmer habe. Ich habe aber meine persönlichen Plätze im Haus. Die habe ich für mich selbst eingerichtet. Dort trinke ich meinen Kaffee, dort bin ich kreativ. Wenn ich mal nicht weiter weiß, dann mache ich mir eine warme Tasse Kaffee oder Tee und mache mir wirklich selbst bewusst, dass die nächsten 5 Minuten nur mir gehören. In dieser Zeit lasse ich mich von niemanden stören. In der Zeit schaue ich kein Social Media und nehme keine Telefonate entgegen. Ich verinnerliche, dass die kurze Zeit nur mir allein gehört.
  • Wenn ihr die Möglichkeit habt, dann nutzt wirklich die Hilfe die ihr von euren Eltern bekommen könnt und nehmt euch mal eine Auszeit. Einen Nachmittag, einen Tag, zwei Tage. Seid nicht zu stolz Hilfe anzunehmen. Nutzt sie. Ihr tut nur euch selber einen Gefallen. Und die Kinder lieben die Zeit mit Oma & Opa.
  • Und wenn euch die Hilfe von euren Eltern aus welchen Gründen auch immer nicht zur Verfügung steht, dann nehmt diese von eurem Mann an. Oft wird der Vater als der Böse dargestellt, der nicht helfen will und Abends nur die Füße hochlegen will. Ich habe es aber schon oft genug erlebt, dass der Partner unbedingt helfen wollte und die Hilfe auch immer wieder angeboten hat, aber die Mutter sie selbst wieder und wieder abgelehnt oder nicht angenommen hat.
  • Sucht euch einen Ausgleich. Ein Hobby. Eine Sportart, die ihr ab und zu betreiben könnt. Irgendetwas wobei ihr mal komplett abschalten könnt und ihr das Gefühl habt, dass ihr etwas nur für euch selbst gemacht habt.
  • Lasst den Haushalt liegen!!! Ich bin selbst eine Perfektionistin, wenn es um diesen Punkt geht. Ich hasse es, wenn der Haushalt nicht täglich gemacht wird. Wenn die Wäsche nicht gebügelt wurde. Aber ich musste es selbst auch auf die harte Tour lernen. Der Haushalt ist nicht das Wichtigste. Und glaubt mir. Keiner wird euch darauf ansprechen. Keinem wird es auffallen, dass die Spielsachen in der Ecke liegen und nicht in der Box, wo sie hingehören. Stress dich nicht mehr selbst. Versuch bewusst loszulassen.

 

Ich hoffe, dass manche von euch wirklich rechtzeitig die Notbremse ziehen können. Selbstfürsorge ist wirklich wichtig. Nur so kann man im Endeffekt all das erreichen, was man sich in den Kopf gesetzt hat. Nur so kann man seinen Kindern seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Nur so kann man wirklich glücklich sein.

 

XoXo,
Eure Trendmum

12 thoughts

  1. Ich finde deinen Beitrag so toll. Du sprichst vielen Müttern tief aus dem Herzen. Dieses Thema sollte viel mehr publiziert werden. Danke dafür 🙏🏼🔝

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  2. Danke für diesen Beitrag…. nach 11 Monaten EZ kann ich fast jeden Punkt abnicken (leider). Wenn dann auch noch „kluge“ Ratschläge kommen a la du musst dir mal Zeit für dich nehmen OHNE dass diese Menschen Entlastung anbieten, ist das nochmal doppelt hart.

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  3. Was für ein toller Artikel!! Den hätte ich vor 5 Jahren gebraucht. Damals Mutter eines hochsensiblen (Schreibaby-)Kleinkinds und eines Säuglings mit nur knapp 14 Monaten Abstand, einem lange arbeitendem Mann und wenig Unterstützungsmöglichkeiten. Ich war vor der Kindern Psychologin und dachte, ich wüsste wie es geht. Bis die Kinder ganz anders waren und alles von mir abverlangten. Meinen Haushalt konnte ich gar nicht erst so perfekt erledigen, wie ich gerne gewollt hätte. Ich endete tatsächlich im Burnout!
    Ich finde es sooo wichtig, darüber zu reden. Über die Erwartungshaltung, die man sich selbst aufbaut und die in dem sozialen Medien gefördert wird. Unser Bestreben eine perfekte Mutter und xy zu sein und das nach aussen so zu zeigen, macht nicht nur uns selbst über kurz oder lang kaputt. Es prägt auch das denken frischer Mütter und lenkt sie in falsche Bahnen!
    Danke, dass du hier darauf aufmerksam machst! Ich werde versuchen, das auch in meinem Blog immer wieder zum Thema zu machen.
    Danke xxx

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    1. Danke, total lieb von dir! Ich gebe dir zu 100% Recht. Man hat total unrealistische Erwartungshaltungen von Müttern heutzutage. Macht sie Karriere vernachlässigt sie ihre Kinde, Ist sie Vollzeitmutter wird sie von oben herab angeschaut. Man kann es keinem Recht machen! Und viele versinken unter diesem Druck! Sehr schade! Ich kann das total nachempfinden und hoffe, dass all diese Mütter etwas Hilfe finden können!

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  4. Kommt mir bekannt vor, außer dass man von perfekt fernab ist. Das Haus sieht aus wie Sau, das Essen ist nicht grad vorbildlich ausgewogen zubereitet, das eigene Aussehen und der Ehemann vernachlässigt – nix mit perfekt! Dann die Neunmalklugen Ratschläge „du brauchst ein Hobby“ und „du musst dir Zeit für dich / für deine Ehe nehmen“. Oftmals dahergebracht ohne Hilfe anzubieten oder aber – noch besser – mit Pseudo-Hilfen: 1x für 2 Stunden vielleicht alle 2-3 Mobate… was man da macht als Mutter? Bestimmt nicht, sich von den 1-2.000 Stunden Vollbelastung zuvor erholen. Der Ehemann springt schon ab und an ähnlich matt ein und versucht sein bestes, damit Mutti mal ausschlafen kann bei ständig wiederkehrenden Grippen und was man sonst noch so aus dem Kindergarten anschleppen kann. Dann passt sogar jemand regelmäßig auf das Kind auf! Juhu! Was tut man? Das, wobei man 3 Kreuze im Kalender macht, wenn die Kinder nicht dabei sind: Winterjacke für sich im überfüllten Kaufhaus aussuchen, Arztbesuche, usw. Auf Kommando entspannen ist mindestens genau einfach, wie sich noch ein Hobby zuzulegen, das nebenbei „laufen“ muss. Hobby bedeutet idR noch mehr Organisation, noch weniger Zeit für das was muss, noch mehr Kontakte ggf. die gepflegt werden wollen.

    Daran etwas ändern? Ok – wie? Man nimmt bereits Hilfe an, man backt Kekse nicht selbst, sondern kauft sie, die Kinder müssen sich selbst beschäftigen während man das nötigste erledigt, das Haus bleibt dennoch ein Chaos… was soll man denn noch ändern?

    Ich finde, man kann es nur akzeptieren. Kinder bedeuten Arbeit und dass man einen guten Teil der Aufmerksamkeit, die man sonst sich selbst geschenkt hat, ihnen widmet. Man kommt selbst zu kurz.

    Und ich finde, man sollte es als ganz normal und natürlich sehen, dass Mütter ausgebrannt sind, weinen, sich vernachlässigen. Das Recht dadrauf, Schwäche zu zeigen, wäre viel wichtiger, als nochmal extra Quality Time fürs Ego einplanen zu müssen.

    Imho.

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    1. Hmh das denke ich mir auch oft. Ich mache wirklich nur das allernötigste und habe eine Wahnsinns Toleranz was Unordnung angeht. Und ich weiß nicht wie man das sonst bewerkstelligen soll. Mir geht es gut mit 2 kleinen Kindern. Ich liebe ungelogen meinen Alltag. Aber das liegt nur daran, dass es mir wichtiger ist, zu Mittag mit zu schlafen, als 3 mal am Tag zu kochen, dass ich lieber Rollenspiele spiele, als meinen Garten zu pflegen, dass ich lieber Tagesausflüge mache, als meine Wohnung auf Vordermann zu bringen. Es liegt auch daran, dass wir unser Geld lieber in 1x pro Woche Putzfrau und ab und an mal Babysitter, als in ein Haus investieren. Daran, dass ich lieber mal länger mit den Kindern aus bleibe, wenn es gerade Spaß macht, als sie täglich um 19:00 ins Bett zu stecken. Flecken auf der Kleidung machen mir keinen Stress und auch ein Auto und Kinderwagen können lang nicht entrümpelt werden, ohne mir Kopfstress zu bereiten. Ich lebe nach dem Motto, die Kinder müssen sich benehmen, aber auch die Öffentlichkeit muss sich wieder an Kinder gewöhnen. Mein Kind darf in der u Bahn mehrmals den Sitzplatz wechseln und es darf im Café unter dem Tisch eine Höhle bauen. Wir spielen zwischen den Kleiderstangen im Geschäft verstecken und fangen in der Inmenstadt. Wir haben keine Großeltern, die uns helfen und wir mussten uns entscheiden: sind wir dauergestresst oder verschieben wir die Prioritäten und schrauben unsere Toleranzgrenzen nach oben? Wir haben uns für letzteres entschieden und ich kann nur sagen: life is chaos but good 🙂

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      1. Das ist der schönste und klügste Kommentar, den man nur geben kann! Ich weiß selbst, dass immer wenn es mir gelingt in diesem Modus zu leben, es mir und allen anderen in der Familie gut geht. Wie seltsam es doch ist, dass man immer wieder mental vom Weg ankommt und es erst schafft, zu bremsen und sicher wieder auf diese Spur einzuordnen, wenn man erstens schon ganz durcheinander ist und man zweitens von jemand anderem daran erinnert wird, wie es auch gehen kann.
        Danke für diese Erinnerung!

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  5. Genau ich bis vor kurzem. Dann habe ich die Notbremse gezogen, gerade noch rechtzeitig und schlingere immer wieder nahe am Rand herum.
    Mein Mann muss leider zum Helfen etwas überredet werden. Aber seitdem funktioniert es viel besser. Arbeitszeit habe ich reduziert von 20 auf 16h. Jetzt gehören mir zwei freie Morgen. Den einen für Erledigungen und etwas Haushalt, der andere nur für mich. Ich nähe mir was schönes, treffe mich mit einer Freundin…..
    Vor wenigen Tagen habe ich festgestellt dass mein 2 jähriger Spaß am Putzen hat. Heute haben wir gemeinsam den Boden gewischt. Er durfte dem Mopp ausdrücken und ein bisschen wischen.
    Somit war das Kind beschäftigt und der Boden hat nicht mehr geklebt.
    Trotz aktuell Hand-Mund-Fuß-Krankheit ist mir heute erst aufgefallen, dass ich nicht mehr so gestresst bin.
    Es wird. Aber es hat einige böse Gespräche mit meinem Mann und dem Rest der Familie gebraucht und ner Aussprache mit den Kollegen und damit verbunden einige Tränen. Aber ich bin auf dem richtigen Weg. Heute habe ich mir einen Fitness Kurs rausgesucht, den ich im Herbst an meinem freien Freitag machen möchte. Vielleicht kann ich außer Bodenwischen noch was anderes in die Kinderbespaßung einbauen ;-).

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